2.4mR SER Gold-Cup & Para-WM: „Das Boot ist eine Diva und ein Sensibelchen“
Eigentlich sollten Weltmeisterschaft und Para-Weltmeisterschaft der 2.4mR dieses Jahr gemeinsam in Norwegen stattfinden, doch die Corona-Pandemie zwang die Veranstalter zur Absage. Im Schnellverfahren wurde schließlich die Bewerbung Warnemündes als Austragungsort der Para-WM vom Weltsegelverband World Sailing angenommen.
Bislang haben 35 Segler aus zehn Nationen für den Saisonhöhepunkt gemeldet. Bei der inklusiven Veranstaltung starten Behinderte und Nichtbehinderte zusammen. Der Titel der Para-WM geht dann an den bestplatzierten Segler mit Behinderung. Zwar können einige internationale Sportler, wie zum Beispiel Segler aus Australien, aufgrund von Reisebeschränkungen nicht teilnehmen, doch die Meldeliste kann sich trotzdem sehen lassen.
Einer der Anwärter auf den Gesamtsieg und den Para-WM-Titel ist Antonio Squizzato. Der Italiener, dem im Alter von drei Jahren nach einem Unfall sein linkes Bein amputiert werden musste, hat schon viele nationale und internationale Titel gesammelt. Außerdem nahm er bereits an drei Paralympischen Spielen teil.
In der Meldeliste findet sich auch Heiko Kröger, einer der besten Segler Deutschlands und einer der erfolgreichsten Inklusions-Segler der Welt. Auf insgesamt zehn Weltmeistertitel im 2.4mR, einen in der offenen Wertung und neun in der Inklusionswertung, kann Kröger zurückblicken. Im Jahr 2000 bei den Paralympischen Spielen von Sydney holte er die Goldmedaille im 2.4mR und gerade erst gewann er zum 12. Mal die Kieler Woche, mit einem geliehenen Schiff, da das eigene nicht pünktlich fertig wurde. Bei der Deutschen Meisterschaft der 2.4mR in Prien am Chiemsee soll das neue Boot nun final getestet werden, damit bei der Para-WM vor Warnemünde nichts schief geht. „In Kiel habe ich ein paar Kleinigkeiten festgestellt, die ich noch an meinem Boot verändern muss. Ich habe dann den 3D-Drucker angeschmissen und Formen gedruckt. Jetzt wird laminiert“, sagt Kröger.
Der 2.4mR ist mit einer Länge von 4,18 Metern die kleinste der sogenannten Meterklassen. Größere sind 5.5er, 6er, 8er oder 12er. Das Boot ist technisch anspruchsvoll und bietet zahlreiche Möglichkeiten auf eine vorhandene Behinderung angepasst zu werden. Es kann daher von Menschen mit Behinderung genauso gesegelt werden wie von Menschen ohne Handicap.
„Jeder, der segeln kann, kann mit dem Boot ohne Weiteres lossegeln. Aber es so richtig zum Laufen zu bekommen ist die Kunst. Das Boot ist eine echte Diva und ein Sensibelchen!“, sagt Heiko Kröger, der ohne linken Unterarm geboren wurde, voller Begeisterung und Liebe für seine Klasse.
Als weiteren Favoriten auf den Para-WM-Titel sieht Kröger die Finnin Fia Fjelddahl. Die 22-Jährige wurde im vergangenen Jahr Vizeweltmeisterin im 2.4mR.
Schirmherrin der Veranstaltung ist Mona Küppers, die Präsidentin des Deutschen Segler-Verbands. Sie hebt den Segelsport und im Speziellen die Klasse 2.4mR in ihrer Bedeutung für den inklusiven Sport hervor: „Gerade das Segeln eignet sich wie kaum eine andere Sportart als inklusive Sportart. In dieser Klasse segeln alle absolut chancengleich gegeneinander, egal ob jung oder alt, Frau oder Mann, mit oder ohne körperliche Behinderung. Das anspruchsvolle und zugleich gutmütige Boot bietet so viele Adaptionsmöglichkeiten, dass ein fairer Wettkampf garantiert ist. Das ist gelebte Inklusion.“ Mona Küppers wird in Warnemünde unter anderem am Seglerabend teilnehmen und die Siegerehrung vornehmen.
Möglich gemacht wird der 2.4mR SER Goldcup und die Para-WM nur dank der großzügigen Unterstützung von Partnern und Sponsoren. Der Dank gilt hier besonders dem Landessportbund Mecklenburg-Vorpommern, der Ehrenamtsstiftung Mecklenburg-Vorpommern, der Hansestadt Rostock sowie der SER und der Firma Honico.