Ein Mann für alle Fälle: Der 69-jährige Raceboarder Heiner Homrighausen surft seit über 40 Jahren

  • 11. Juli 2019

Im Fahrerlager der Raceboard-Weltmeisterschaft am Warnemünder Strand trimmen Windsurfer unterschiedlichsten Alters ihre Segel, vom Junior bis zum Veteranen ist alles vertreten. Denn: Raceboarden ist eine Disziplin, bei der ältere Fahrer problemlos mit jüngeren mithalten können, weil dabei nicht nur physische Kraft zählt, sondern auch viel taktisches Geschick. Einer der ältesten WM-Teilnehmer ist Heiner Homrighausen (69). In der Raceboardgemeinde ist er als guter Windsurfer, aber auch als „Mann für alle Fälle“ bekannt, wenn es um Verletzungen oder Boardreparaturen geht.

Zum Windsurfen ist Heiner Homrighausen aus dem Sauerland eher zufällig gekommen. Ursprünglich war er im Wintersport zuhause. In den 1970er-Jahren gehörte er zum Olympiakader der Biathleten für die Olympischen Spiele 1976. Eine Verletzung im Jahr vor den Spielen ließ den Traum von Olympia jäh platzen. Doch genau dies war richtungsweisend für Homrighausens weiteres Leben – sportlich wie beruflich. Ein Leben ohne Sport kam für den ehemaligen Leistungssportler nicht in Frage. Deshalb ging er als Ausgleich in der Freizeit segeln. Dabei sah er am Chiemsee erstmals ein Surfboard, und der Funke sprang direkt über. 1976 begann er selbst mit dem Windsurfen, zwei Jahre später erwarb er die Lizenz zum Windsurf- Instructor und fuhr 1980 seine ersten Regatten. Seit 1990 startet er in der Raceboard-Klasse.

Auch beruflich ging der Windsurfer nach der Knieverletzung andere Wege als geplant. Eigentlich wollte er ein Ingenieursstudium beginnen, doch bei der Reha bekam er Einblick in die Methoden der Physiotherapie und beschloss, selbst Physiotherapeut zu werden. Gemeinsam mit seiner Frau betreibt er noch immer eine Physiotherapiepraxis. Seine therapeutischen Kenntnisse kommen auch oft bei den Raceboard-Regatten zum Einsatz. Wenn sich ein Mitstreiter verletzt, ist Homrighausen mit Rat, Tape oder Massage zur Stelle. „Ich habe schon so manche Wirbelblockade und Schulterverletzung bei anderen Windsurfern behandelt und helfe, wo ich kann. Ich selbst surfe seit meiner Verletzung bereits seit gut 40 Jahren ohne Meniskus“, sagt der 69-Jährige.

Aber nicht nur bei Schäden am menschlichen Körper ist Heiner Homrighausen Ansprechpartner Nummer eins bei den anderen Surfern der Meisterschaft. Auch bei Materialproblemen hilft der Sauerländer aus. Stets hat er ein paar Ersatzteile und Werkzeuge mit im Gepäck. Er selbst gehört zum Windsurf-Team der Marke Starboard und ist dort an der Mitentwicklung der Boards beteiligt.   

In der Raceboard-Klasse fühlt sich Hombrighausen sehr wohl: „Wir sind wie eine große Familie mit einem super Zusammenhalt. Das Tolle an der Klasse ist, dass man auch als älterer Windsurfer noch an der Spitze mitfahren kann, wenn man sich fit hält.“ Und das tut der Wassersportler konsequent. Die Saisonvorbereitung für die Windsurfregatten beginnt für ihn jedes Jahr Ostern am Gardasee. In der Heimat sind der Dümmer See, das Steinhuder Meer und Stausee an den Talsperren sein Trainingsrevier. In der Freizeit steigt er auch hin und wieder zum Windsurfen auf ein Wave- oder Slalomboard, aber so häufig wie möglich kommt bei ihm das Raceboard zum Einsatz, um im Training zu bleiben. Seit vier Jahren übt sich der Physiotherapeut außerdem im Bogenschießen, um die Konzentration zu schulen.

Das Trainingskonzept des 69-Jährigen geht auf: Bereits mehrmals stand er in seiner Altersklasse bei Deutschen Meisterschaften und den Raceboard Masters auf dem Siegertreppchen. Bei der Weltmeisterschaft in Warnemünde ging er durch eine Erkältung geschwächt an den Start und musste etwas zurückstecken. Trotz zweier nicht gefahrener Rennen hat es noch für Platz fünf in der Altersklasse gereicht. Und die nächste Meisterschaft kommt für den Raceboard-Veteranen bestimmt, denn ans Aufhören denkt Hombrighausen beim Windsurfen noch lange nicht.